Faire Zukunft trotz Tiefpunkt bei den „Vertrauens-Bildenden Maßnahmen“
Auf unserer JHV am 15. Juni 2024 teilten wir miteinander die globale Sehnsucht nach Hoffnung. Zum Beispiel 1993 gab es tausenderlei ähnliche Anlässe zu Verzweiflung. Sie wurden damals präzise ermittelt von Robert Jungk, dem Mitgründer von Netzwerk Zukunft. Zu seinem Geburtstag bekam er 1993 das aufmunternde Buch „Die Triebkraft Hoffnung – Robert Jungk zu Ehren“; 27 Freund*innen würdigten seine legendäre Tatkraft mitten aus einer Fülle von Chaos im globalen Umfeld heraus.
Ein Fazit für eine überlebensfähige Zukunft:
- man darf und muss krasse Fehlentwicklungen krass darstellen – durchaus emotional erschütternd;
- man muss diplomatische Friedens-Verhandlungen krass objektiv führen – emotional ungewohnt ehrlich.
2024 sind global die „Vertrauens-Bildenden Maßnahmen“ (VBM) auf einem Tiefpunkt, sowohl politisch/diplomatisch zu Ukraine, Nahost, Afrika und weiteren Gebieten, als auch ökologisch, sozial, emotional weltweit.
Zu überwinden ist eine extreme Bandbreite von sehr festen Überzeugungen, soweit sie nach Art kalter Krieger starr vorgebracht werden. So akut gegen Israel, gegen die Hamas. Man kann sich nicht zur Wahrheit durchlügen, schon gar nicht über fake-news mit Gewalt.
Wie lässt sich zum Beispiel Antisemitismus einschränken? Es gibt ihn seit 2.500 Jahren, momentan krass und erbittert. Vertrauen wurde laufend und systematisch zerstört. Zur Veränderung braucht man jetzt eine „Regelbasierte Friedenspolitik“. Eben diese betonte (am 11. Juni 2024 bei einer Veranstaltung der Zeitzeugenbörse, in Berlin) Felix Klein, Bundesbeauftragter für Antisemitismus. Auf seiner Webseite https://www.antisemitismusbeauftragter.de/Webs/BAS/DE/startseite/_documents/beaftragter.html steht grundlegend:
„Es bleibt eine fortwährende und immer wieder neue Aufgabe, den Antisemitismus zu bekämpfen. Denn Antisemitismus, also der Hass gegen Juden, wendet sich nicht nur gegen jüdische Menschen. Er ist Ausdruck einer zutiefst demokratiefeindlichen Haltung und lehnt die Errungenschaften unserer modernen, freiheitlichen Gesellschaft ab. Unabhängig von Religion, Herkunft, Staatsangehörigkeit und politischer Überzeugung sind die in Deutschland lebenden Menschen Träger der verfassungsrechtlich verankerten Grundrechte. Diese versichern die Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen. Wir tragen in dieser Gesellschaft alle die Verantwortung dafür, jeder Form von Antisemitismus, gleich welcher Prägung, entschieden entgegenzutreten.“
Das bedeutet, auch als Child Survivor (Überlebender des Holocaust) kann ich meine Solidarität zum offiziellen Staatsraison der BRD: „NIE WIEDER“ nicht ohne Sensibilität beibehalten. Sie darf und muss gemessen werden am Verhalten von Israel bei mehr als 20-facher Tötung (im Vergleich zu Hamas) in Gaza. Es geht nicht um Schuld-Zuweisung, nur ein Teil der Juden ist in Israel und dort gibt es eine Vielfalt von Meinungen. Es geht vielmehr um das Interesse Israels! Denn die Forschung zu Erinnerungskultur zeigt, wie ernst man die Prägung nehmen muss, welche palästinensische Kindern erleiden. Es geschieht durch Traumata in Gaza, wie schon im Fernsehen bei Interviews von kleinen Kindern deutlich wird, welche „Israel vernichten“ wollen. Zu erforschen ist unter anderem, wie auf diese Weise eventuell weit mehr neue Kämpfer/Terroristen verursacht werden können (!), als derzeit Hamas-Mitglieder getötet werden. Erst in Zukunft wird man das Ausmaß statistisch überprüfen können.
Engagement aus Überlegungen vom Netzwerk Zukunft heraus gab es zum Beispiel:
- durch Mitarbeit im AK HVN (Arbeitskreis des Vereins "Haus der Vereinten Nationen") bei der planerischen Erwägung einer "Friedenskonferenz in Berlin", Initiator Rolf Kreibich;
- weiter durch Beiträge wie zur "Sommer-Uni der FU 2024: mit wachsender Komplexität von Friedensprozessen werden sowohl Steuerbarkeit als auch Störbarkeit erhöht; es geschieht aktuell durch Umgang mit KE (Künstliche Emotion, Erweiterung von KI), etwa über AGI (Artificial General Intelligence). Mit AGI werden Realitäten wie Empfindung, Bewusstsein, und Kreativität gezielt einbezogen, etwa zur Aufdeckung emotionaler Widersprüche in Menschen u/o Institutionen;
- bei Schülern und Studenten am 11. 6. 2024 in Halle/Saale, zur gesellschaftspolitischen Bedeutung von Erinnerungskultur (insb. bei Jugendlichen).
Als zukunftsweisend eingebracht werden konnte dazu z. B. ein vorbildliches Verständnis füreinander am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz 2024. Es gelang Charlotte Knobloch (durch Veranschaulichung der Leiden am 7. Oktober 2023 und danach in Israel) zusammen mit Antonio Gueterres (VN), der das systematische Leiden von Palästinensern über 56 Jahre hinweg verdeutlichte. Beide waren durchaus emotional hochengagiert und zugleich mit gemeinsamer Zukunfts-Hoffnung!
Man hätte kurz nach Staatsgründung von Israel die Zukunft weitaus besser ansteuern können, etwa im Sinne von Ben Gurion: „wir müssen stark und gerecht sein“. Dabei wäre keineswegs verkehrt, ein „Vorleister“ zu sein. Zum Vergleich: Ähnlich könnte China nach fairem Umgang mit Uiguren und Hongkong jetzt womöglich weitaus friedlicher mit Taiwan zurechtkommen. Es wäre von daher nicht (nur) eine Frage der Moral, sondern eher des geschickten Umgangs mit Zukunft.
Der aktuelle Botschafter von Israel in Deutschland, Ron Prosor verurteilt „den „bestialischen, grausamen“ Angriff der islamistischen Hamas auf Israel“. Aber er äußerte auch – mitten im jüdischen Leiden – eine zukunftsweisende Botschaft: „bleibenden Frieden kann es nur geben, wenn bei PAL/Gaza ein menschenwürdiges Leben unterstützt und machbar wird, und auch realisiert wird“.
Rein moralische Warnungen in natürlicher Sprache gehen linguistisch zu Herzen, wirken jedoch politisch oft hilflos. Sprache ist aber mit-entscheidend. Kriegsverbrechen geschehen durch sprachlich vorgeprägte „kalte Krieger“ und ebenso durch militärisch vorprogrammierte, gezielt gelernte kalte Logik von Kampfmaschinen. Der Militär-Stratege Kenneth Boulding betonte in Laxenburg/Austria:
„The use of weapons is almost entirely learned behavior. … Pushing a button and burning children alive is not the ethic of Achilles and Hector“.
Völlig geschockt würden Achilles und Hektor, indem sie bemerken müssten, wie akut „weltweite Hitzewellen häufiger, heftiger und tödlicher werden“ und gemäß einer Umfrage der VN vier von fünf Befragten auf der ganzen Welt mehr Einsatz für Klimaschutz wollen (Tagesspiegel 21. 6. 2024, Seiten 11 und 13). Nun sind Nationen bisher noch unweigerlich eine Art „getrennte Menschen“, sei es durch Interessenpolitik, Macht-Reflexe oder anderweitig. Vereinte Nationen (VN) jedoch könnten sich bewusst in Richtung „Vereinte Menschen“ (VM) bewegen. Sanftere, tüchtigere Humanität gelingt womöglich mit VM.
Unser Vorbild, mit regelrechter Tradition des unbestechlich „kafkaesk geschulten Blicks“ für Aufdeckung von krass mangelnder Humanität, also für absurde Welten – und für potenziell wertvolle Zukunft – ist Robert Jungk.