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Editorial 47

Das Soziale neu denken?

Dass das Modell des allseits umsorgenden Sozialstaats ein Auslaufmodell aus vergangenen Aufschwungzeiten ist, wissen im Grunde alle - sogar die Gewerkschaften, obwohl sie es nur ungern zugeben. Und dass konsequent gespart werden muss, würde der wache Bürger seiner Regierung ja noch verzeihen - wenn sie sich dabei nicht so unsäglich arrogant und ungeschickt anstellen würde. Gegenüber den großen Herausforderungen der Zeit - ob nun Rentensicherung, Gesundheitssystem oder neue Beschäftigungsdynamik - wirken die Regierenden (gleich welcher Couleur) ebenso wie ihre gewerkschaftlichen Antipoden merkwürdig hilflos. Während die einen sich anschicken, mit dem ausgedienten Sozialstaatsmodell der Nachkriegszeit gleich das ganze Solidarprinzip abzurasieren, klammern sich die anderen mangels neuer Visionen an die alten Rezepte. Sind andere Wege denkbar, die nicht im neoliberalen Kanzler-Kahlschlag oder im Dickicht neosozialistischer Gewerkschaftsromantik enden?

Mit seiner Vision für eine gerechtere Gesellschaft "Solidarität - Chance für die Zukunft" hat der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ein ethisch wie sozialpolitisch begründetes Modell in die politische Diskussion gebracht, das die Grundeinkommensdebatte neu beflügeln könnte, weil es - bei vorhandenem politischem Willen - umsetzbar und sogar bezahlbar ist. Wir fanden den Vorschlag des BDKJ so interessant, dass wir ihn zur Grundlage des Themenschwerpunkts in dieser ZUKÜNFTE-Ausgabe gemacht haben. Mehr dazu auf den folgenden Seiten.

Im engen Zusammenhang mit der Debatte um Grundsicherung steht die "Wiederentdeckung" des bürgerschaftlichen Engagements. Dass dieses längst zu einem unverzichtbaren Bestandteil eines funktionierenden Soziallebens, ja sogar zu einem "Standortfaktor" unserer Kommunen geworden ist, wird in der Rubrik "forum bürgergesellschaft" beleuchtet. Dass bei aller Notwendigkeit das freiwillige Engagement auch leicht zum Lückenbüßer für die Defizite einer immer kläglicheren Sozialpolitik werden kann, ist die Kehrseite der Medaille... Welche Schlüsse daraus zu ziehen sind, können Sie ab Seite 31 dieser Ausgabe nachlesen.

Zeit für (neue) Visionen: Die INITIATIVE ZUKUNFT wird in diesem Sommer gleich drei spannende Veranstaltungen zum Thema "Zukunftsvisionen" durchführen. Während am 16./17. Juli das Thema Grundeinkommen im Mittelpunkt steht, wird es vom 18. bis 21. Juli um die verschiedenen Ansätze für regionale Währungen in Europa gehen. Den Reigen der Zukunftsforen beschließt die "Querdenker-Akademie", die nun schon das vierte Mal in Folge in Bad Honnef stattfindet. Mehr dazu entdecken Sie im Mittelteil dieser ZUKÜNFTE-Ausgabe.

Die nächste ZUKÜNFTE-Ausgabe wird im Oktober erscheinen und aller Voraussicht nach das Thema "Konsum & Lebensstile" zum Schwerpunkt haben. Wirfreuen uns wie immer über Ihre Beiträge und wünschen allen unseren Leser/innen eine erholsamen Sommer. Nach der Sommerpause erwartet Sie dann - falls Sie bereits Abonnent/in der ZUKÜNFTE sind - eine kleine Überraschung: die Abo-Rechnung! Falls Sie hingegen noch kein Abonnent sind, sollten Sie es schnell werden: Denn nur so können Sie zum dauerhaften Erhalt dieser Zeitschrift beitragen...

Erhard O. Müller (verantwortlicher Redakteur)