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Editorial 53/54

Politik neu denken ...

Früher war alles einfacher: Die Parteien und ihre Wahlprogramme wurden noch leidlich ernst genommen, und die "politische Klasse" -jene merkwürdige Spezies, die sich vorzugsweise in Parteiapparaten und Verwaltungshierarchien niedergelassen hat - erfreute sich einer gewissen Zuneigung im Volke. Eine überschaubare und geordnete Welt konnte, je nach politischer Vorliebe, bequem in "gut" und "böse" eingeteilt, das eigene Beglückungsprogramm hinreichend überzeugend gegen diejenigen der "anderen" gesetzt werden. Der Bürger, das umworbene Objekt der politischen Begierde, dankte es mit hoher Wahlbeteiligung und standhafter Parteientreue.

Doch die Zeiten haben sich gewandelt: Die Entwicklungstendenzen der postindustriellen Gesellschaft - Deregulierung, Auflösung der klassischen Lagerstrukturen und hochkomplexe Verschachtelung der Interessenlagen - haben die Rahmenbedingungen des politischen Agierens drastisch verändert: Alte Sicherheiten brechen zusammen, im voraus berechenbare regierungsfähige Domänen bröckeln. Viele Wähler entscheiden sich bewusst für die Abstinenz gegenüber einer als vermachtet, aber wenig effektiv empfundenen Politiksphäre.

Wie kann angesichts dieser Entwicklung das Überleben der Demokratie im 21. Jahrhundert gesichert werden? Wie wird die zu neuem Bewusstsein gelangte Bürgergesellschaft sich auf die Zukunft der Demokratie auswirken? Wo liegen die Chancen und Risiken der "Bürgerkommune"? Diesen Fragen wird im Schwerpunkt der Ausgabe 53/54 von ZUKÜNFTE auf den Grund gegangen.

Im "zweiten Teil" dieser Doppelausgabe geht es um die Zukunft unseres Gesundheitswesens: Der Sprung in die Unsicherheiten der "zweiten Moderne", zu dem wir gegenwärtig genötigt werden, ist gewiss nicht allein mit Bonus-Heften der Krankenkassen und Weiterbildungskursen der Agentur für Arbeit zu bewältigen. Er erfordert vielmehr ein umfassendes gesellschaftliches Transformationsbemühen in allen Sektoren der öffentlichen Politik. Wie können in diesem Zusammenhang das bürgerschaftliche Engagement vor Ort und eine nachhaltige Gesundheitsförderung in Bund, Ländern und Kommunen produktiv zusammengeführt werden? Antworten auf diese Frage wurden auf der "Herbstakademie für Gesundheitsfragen" der Hochschule Magdeburg-Stendal entwickelt. Die wichtigsten Beiträge und Ergebnisse entnehmen Sie bitte dem Mittelteil dieser Ausgabe.

Die kommende Ausgabe der ZUKÜNFTE wird - aufgrund des relativ späten Erscheinens dieser Doppelausgabe - bereits zur Jahreswende 2006/7 erscheinen und das Thema "Zukunft der Nachhaltigkeit" zum Schwerpunkt haben.

Erhard O. Müller (verantwortl. Redakteur)